Der Begriff BESS ist in aller Munde, Batteriespeicher sind das zentrale Element, wenn es um die Speicherung von Erneuerbaren Energien geht. Aber: Was ist eigentlich genau darunter zu verstehen? Was leisten diese Speicher tatsächlich?
1. Was bedeutet BESS?
BESS steht für Battery Energy Storage System, also ein Batterie-Energiespeichersystem. Es handelt sich um eine Technologie zur Speicherung elektrischer Energie in Batterien, die bei Bedarf wieder ins Stromnetz oder für andere Anwendungen abgegeben werden kann. Wir wenden diese Technologie seit 2016 an.
2. Was sind die Hauptmerkmale von Battery Energy Storage Systems (BESS)?
BESS zeichnen sich durch folgende Eigenschaften aus:
- Die Speichertechnologie: Meistens Lithium-Ionen-Batterien, aber auch andere Technologien wie Natrium-Schwefel oder Redox-Flow kommen vor.
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Kapazität der Batteriespeichersysteme:
- Im Haushalt findet man sie mit einer Kapazität zwischen 5 und 15 kWh.
- In Gewerbe-Gebäuden oder Mehrfamilienhäuser haben sie zwischen 50 und 1.000 kWh Kapazität
- als Großspeicher können sie mehrere MWh bis 1 GWh umfassen
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Die beliebtesten Einsatzbereiche sind:
- Arbitragehandel an der Strombörse
- Netzstabilisierung (z. B. Frequenzregulierung)
- Lastspitzenkappung (Peak Shaving)
- Integration erneuerbarer Energien (z. B. Speicherung von Solar- oder Windstrom)
- Notstromversorgung
- E-Mobilitätsinfrastruktur
3. Wozu benötigen wir in Deutschland Energiespeichersysteme?
Die Menge an erneuerbarer Energie übersteigt teilweise den eigentlichen Bedarf an einem Tag - im Idealfall ließen sich Solar- und Windstrom für einen späteren Zeitpunkt speichern. BESS können dies leisten: Sie gleichen Schwankungen in der Energieproduktion aus. Mit Batteriespeichern kann man Kohle- oder Gaskraftwerke teilweise ersetzen, was deutlich besser für die Umwelt wäre.
Im Fall von Stromausfällen sind Energiespeichersysteme auch eine große Hilfe: Sie springen lokal ein, wenn das Netz schwächelt. Das kann besonders relevant sein in Krankenhäusern, Rechenzentren oder Verkehrsleitsystemen.
Schließlich spielt auch der Kostenfaktor von Strom eine Rolle: Mithilfe von BESS kann man Strom speichern, wenn er günstig ist, und nutzen, wenn er teurer wäre.
4. Welche Vorteile bringen Energiespeichersysteme mit sich?
- Schnelle Reaktionszeit
Der Bedarf steigt kurzfristig an? Kein Problem, der Energiespeicher gibt den Strom direkt weiter.
- Modularität
Die Leistungsfähigkeit eines Batterie-Energiespeichersystems lässt sich sehr einfach und schnell durch das Hinzufügen von weiteren Akku-Einheiten anpassen.
- Keine lokalen Emissionen
Anders als Dieselgeneratoren oder Gaskraftwerke funktionieren BESS rein elektrisch. Das bedeutet: Kein Ausstoß von CO₂, NOₓ oder Feinstaub. Ein BESS erzeugt keinen Strom, sondern speichert ihn lediglich zwischen – z. B. aus Wind- oder Solarenergie.
5. Wie funktioniert ein BESS eigentlich?
Ein Batterie-Energiespeichersystem besteht im Wesentlichen aus vier Hauptteilen:
- Batterien speichern den Strom. Meistens sind das Lithium-Ionen-Batterien (wie im Handy, nur viel größer).
- Die Batteriesteuerung überwacht den Ladezustand und schützt die Batterie.
- Der Wechselrichter wandelt den Gleichstrom aus der Batterie in Wechselstrom für das Stromnetz um (und umgekehrt beim Laden).
- Die Software bestimmt, wann geladen oder entladen werden soll, um möglichst effizient zu arbeiten. Wie ein Gehorn entscheidet es automatisch, wann geladen und entladen wird. Je nach Faktoren wie Bedarf, Strompreis und Sonnenstand.
Ganz vereinfacht, funktioniert das Batteriespeichersystem folgendermaßen:
Stromüberschuss – Laden wie bei einer Powerbank
- Beispiel: Mittags scheint die Sonne und Solaranlagen erzeugen viel Strom. Es wird allerdings nicht der ganze Strom direkt gebraucht-
- Also "lädt" sich das Energiespeichersystem auf – ähnlich wie dein Handy-Akku an der Steckdose.
Strombedarf – Entladen
- Beispiel: Abends, wenn viele Menschen zuhause sind, Licht einschalten etc., wird viel Strom gebraucht. Nach 20 Uhr scheint wahrscheinlich keine Sonne mehr oder der Wind steht still.
- Nun gibt das System den gespeicherten Strom wieder ab – schnell und zuverlässig.
6. Wie könnte ein Praxisbeispiel aus Deutschland aussehen?
Werfen wir einen Blick auf unser Dashboard im Mai 2025: Man sieht hier die täglichen Umsätze, die ein 10 MW / 20 MWh großer Batteriespeicher mit durchschnittlichen zwei Zyklen pro Tag durch unseren Algorithmus erwirtschaftet.
Die Umsätze setzen sich zusammen aus dem Trading an den Spotmärkten (in der Grafik die grünen Anteile) und den Regelleistungsmärkten (Primär und sekundär, in blau bzw. türkis). Durch die Teilnahme an den Regelleistungsmärkten helfen unsere Batteriespeicher mit, das Netz stabil zu halten.

Exkurs: Welche Rolle spielen Großspeicher?
Großspeicher beginnen in der Regel bei 1 Megawatt (MW) elektrischer Leistung / 2 Megawattstunden (MWh) Speicherkapazität. Sie kommen vor allem zur Netzstabilisierung und Vermarktung an der Strombörse zum Einsatz.
The Mobility House Energy vermarktet seit 2016 Stromflexibilität von großen Batteriespeichern an europäischen Energie- und Leistungsmärkten. Wir betreiben dafür einen eigenen Energiehandel und agiert als White-Label-Optimizer. Die Flexibilität der Speicher wird in sogenannte „Virtual Assets“ aufgeteilt und mithilfe eines Algorithmus (FlexibilityTrader) rund um die Uhr optimal am Markt eingesetzt.
7. Welche Entwicklungen sind künftig zu erwarten?
Aktuelle Technologie
Je nach Einsatzzweck und Anwendung sind Energiespeicher von der Größe her unterschiedlich ausgelegt. Die Leistung reicht von wenigen kWh bis hin zu mehreren MWh. Dadurch lassen sich Schwankungen im Netz und Engpässe bei den erneuerbaren Energien wie Solar und Windkraft in idealer Weise ausgleichen. Hochkapazitive Akkus und ein intelligentes Lade- und Energiemanagement machen bereits heute flexible Lösungen für unterschiedliche Anwendungen möglich.
In Zukunft
Es ist absehbar, dass der Bedarf an elektrischer Energie kontinuierlich steigen wird. Dann wird bei der elektrischen Arbeit nicht mehr von kWh oder MWh, sondern von Gigawattstunden (GWh) die Rede sein. Parallel dazu werden auch die Anforderungen an die Stromspeicher in die Höhe schnellen. Gleichzeitig wird durch den stetigen Ausbau der erneuerbaren Energien aber auch immer mehr elektrische Energie erzeugt.
- Der weltweite Markt für BESS wächst rasant – laut Prognosen wird sich die installierte Kapazität bis 2030 vervielfachen.
- BESS werden zentrale Bausteine für die Flexibilisierung der Stromnetze
- Virtuelle Kraftwerke und aggregierte Speicherpools (wie unsere) werden immer wichtiger
- Die Kosten für die Speicher sinken, vor allem durch Skaleneffekte und Fortschritte in der Zellchemie
- Integration in die Energieinfrastruktur: Zunehmend werden BESS direkt an PV- und Windparks angebunden (sogenannte „co-located“ Systeme).